Barrierearm und bezahlbar

Junge Menschen mit Behinderung stehen am Arbeitsmarkt vor besonderen Hürden: Kann ich meine Ausbildungsstelle mit dem Rollstuhl erreichen? Wo finde ich einen Wohnraum, der barrierefrei und bezahlbar ist? Im Kolping Azubi- und Jugendwohnen? Ein Test mit Lukas Feise.

Foto der Fotografin Barbara Bechtloff mit Kamera in der Hand

Text und Foto

Barbara Bechtloff

Ein neues Azubi- und Jugendwohnen baut KOLPING gerade in Berlin. Um elf barrierearme und zwei rollstuhlgerechte Zimmer einrichten zu können, bittet die Gemeinschaftsstiftung Kolpingwerk Deutschland in diesem Jahr um Spenden im Rahmen der Spendenaktion ZukunftsFest. Damit will kolping jungen Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Leben und berufliche Teilhabe ermöglichen.

Wie barrierefrei ist das KOLPING Azubi- und Jugendwohnen in Köln-Ehrenfeld?

Barrierefreiheit ist für KOLPING nichts Neues. Das KOLPING Azubi- und Jugendwohnen in Köln-Ehrenfeld wurde Mitte 2021 im Zuge der Sanierung zu einem barrierearmen Haus umgebaut. Es gibt zwei rollstuhlgerechte Zimmer und Gemeinschaftsflächen. Doch erfüllen diese Räume alle Bedürfnisse von Rollstuhlfahrenden, sodass das Konzept für den Neubau in Berlin-Mitte übernommen werden kann?

Lukas Feise hat das für KOLPING getestet. Dafür ist er aus Harsum bei Hildesheim angereist. Der 27-Jährige ist Mitglied der Kolpingjugend. Seit 2022 ist er nach zwei Unfällen auf einen Rollstuhl angewiesen. Lukas ist Hindernisse gewohnt. Auch heute war es nicht einfach nach Köln-Ehrenfeld zu kommen. Mit den “Öffis” ging es nicht. Der Spalt zwischen Zug und Bahnsteig ist in Köln an vielen Stellen zu groß, aber das ist für ihn nichts Neues. “Man muss immer viel planen und dann hoffen, dass es klappt”, sagt Lukas und wirkt trotzdem nicht entmutigt. Warm eingepackt ist er mit seinem elektrischen Rolli direkt aus der Innenstadt, wo er übernachtet hat, hierhergefahren.

Obwohl sich das Seitentor zum Gelände hinter dem Gebäude vom KOLPING Azubi- und Jugendwohnen nicht auf Knopfdruck öffnen lässt, ist Lukas positiv überrascht. Denn der weitere Zugang ist für ihn kein Problem mehr. Mit seinem Elektrorollstuhl fährt er rasant die lange Rampe zur Hintertür hinauf. Im Haus und in den Gemeinschaftsräumen gibt es keine Schwellen und alle Türen sind breit genug. Mit dem geräumigen Aufzug fährt Lukas in den ersten Stock, wo sich die beiden rollstuhlgerechten Zimmer befinden. Die werden gerade von jungen Menschen ohne Behinderung bewohnt. Einer hat Lukas heute die Tür zum “Rollicheck” geöffnet. Als Lukas rückwärts aus dem Aufzug fährt, kann er in dem Flur bequem wenden. Sofort fallen ihm die beiden “Evac Chairs” ins Auge. Das sind Stühle, mit denen man im Notfall gehbehinderte Menschen über das Treppenhaus evakuieren kann. Auch das Zimmer hält seiner kritischen Prüfung in den meisten Punkten stand: Der Schreibtisch ist zum Beispiel hoch genug, sodass man mit dem Rollstuhl darunterfahren kann. Und die Plissees an den Fenstern kann er mit einem langen Greifer hoch und runter schieben. Lukas fährt in das geräumige Bad. Prüfend schaut er sich um. Es gibt Haltegriffe an der Toilette und einen Duschstuhl in der Dusche. Das sieht gut aus.

Trotzdem hat Lukas ein paar Verbesserungsvorschläge: Die Zimmertür könnte elektrisch auf- und zugemacht werden, und das Zimmer könnte etwas größer sein, um Platz für einen zweiten Rollstuhl zu schaffen, den er neben dem elektrischen braucht.

  • Lukas beim Öffnen einer Glastür

Lukas hat noch Verbesserungsvorschläge

In der Küche wird es etwas kritischer. Mit seinem Rollstuhl kommt Lukas nicht unter den Esstisch, und auch sonst gibt es keine Fläche, auf der er ohne akrobatische Verrenkungen etwas zubereiten könnte. Alle Flächen sind mit Schränken unterbaut. “Eine höhenverstellbare Arbeitsplatte, an der man selbstbestimmt arbeiten kann, wäre wichtig”, sagt Lukas zu Petja Reitz, dem pädagogischen Leiter des Hauses. Der schreibt sich alle Kritikpunkte auf. Für die Herdplatte gibt er Lukas eine Kurbel, damit kann Lukas den Herd auf die richtige Höhe bringen und mit dem Rollstuhl unterfahren. Mangels Alternative schneidet er hier sein Gemüse. Mit einem breiten Grinsen wendet Lukas das Gemüse gekonnt in der Pfanne. Seine Ausbildung zum Koch musste er zwar nach zwei Jahren wegen seines Unfalls abbrechen, aber mit dem Kochwerkzeug in der Hand ist er in seinem Element. Bemerkenswert ist, wie offen Lukas mit seiner Geschichte umgeht. In den ersten Jahren sei es schwer gewesen, über seine Krankheitsgeschichte zu sprechen, sagt er, aber: “Jetzt pushe ich mich mit kleinen Fortschritten, die ich immer sehr zelebriere”.

Die letzte Station seines Tests ist der Waschkeller. Hier ist Lukas mit allem zufrieden. Die Bewohnenden werden über eine App informiert, wenn eine Maschine fertig oder frei ist, sodass niemand unnötig in den Keller muss, um nachzusehen. Gleich nebenan gibt es ein barrierefreies WC.

Bilanz hauptsächlich positiv

Es wurde schon an einiges gedacht, findet Lukas. Nach kurzem Nachdenken fällt ihm noch etwas ein: “Nice to have wäre ein Park- und Ladeplatz für E-Rollstühle”, sagt er. Genau diesen soll es im neuen KOLPING Azubi- und Jugendwohnen Berlin-Mitte geben. Ebenso wurden auch weitere barrierefreie Hilfsmittel bereits vorab mitgedacht. “In unserem Haus in Berlin wollen wir einen unterfahrbaren Esstisch und ausziehbaren Arbeitsplattenbereich in der Gemeinschaftsküche integrieren”, so Bert Haushalter, Bereichsleiter Bau und Sanierung KOLPING Azubi- und Jugendwohnen.

Damit wir möglichst viele Barrieren für Menschen mit Behinderungen abbauen können, brauchen wir Deine Hilfe. Unterstütze mit Deiner Spende junge Menschen wie Lukas und ermögliche ihnen Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben. Mach mit – für Brücken statt Barrieren!

ZukunftsFest: Gemeinsam Brücken bauen

Zwei Projekte ein Ziel: Gemeinsam Brücken bauen. Schon Adolph Kolping wusste: Wer die Gesellschaft verändern will, muss Brücken bauen – zwischen Menschen, Generationen und Kulturen. In dieser Tradition steht die diesjährige Spendenkampagne des Kolpingwerkes Deutschland. Das KOLPING Azubi- und Jugendwohnen in Berlin-Mitte ist eines von zwei Projekten, das ganz konkret und praktisch von Deiner Hilfe profitiert: zum Beispiel mit 25 Euro für Haltegriffe, 50 Euro für barrierefreie Hilfsmittel wie einen Duschstuhl oder 200 Euro für eine barrierefreie Arbeitsplatte.

Deine Spende für Teilhabe
Spendenkonto
Gemeinschaftsstiftung Kolpingwerk Deutschland
IBAN: DE74 4006 0265 0018 0654 00
Verwendungszweck: KOLPING inklusiv

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