1 von 130: Deutsche Meisterstücke

130 Ausbildungsberufe gibt’s hierzulande im Handwerk. 1 davon haben wir für Dich besucht. Heute: Bäcker-Azubi Kadirhan Agac (17 Jahre)

Redakteurin

Milena Furman

Ohne das Handwerk würde es das Kolpingwerk so nicht geben. Schließlich gründete Adolph Kolping – selbst gelernter Schuhmacher – vor 175 Jahren seinen katholischen Gesellenverein, um Handwerkern unter die Arme zu greifen. Grund genug, zu schauen: Wie wird Handwerk heute gelebt? Wie hat es sich verändert – und was ist seit Jahrhunderten gleich? Über Meister, Gesellen und Lehrlinge.

Noch bevor man die Backstube betritt, weht einem der Duft von frisch gebackenen Brötchen in die Nase. Ein Duft, den Azubi Kadirhan Agac manchmal gar nicht mehr wahrnimmt. “Irgendwann gewöhnt man sich tatsächlich daran”, sagt der 17-Jährige. Langeweile kommt bei dem Azubi aber keine auf. Backen, das ist seine große Leidenschaft, erzählt er. “Schon als Kind hab’ ich immer in der Küche gestanden und meiner Mutter beim Backen zugeschaut und später auch geholfen”, schwärmt Kadirhan.

Aus Leidenschaft wird Beruf: Seit fünf Monaten ist er nun dabei und macht über das Kolping-Berufsbildungswerk Brakel eine Ausbildung zum Bäcker. Im ersten Lehrjahr hat er auch schon einiges gelernt, zum Beispiel wie man sein Lieblingsgebäck macht – Croissants.

Bäcker-Azubi Kadirhan Agac mit einem mit Teig befüllten Backblech an einem Backblechregal, in welches mehrere Bleche übereinander hineinpassen

“Schon als Kind hab ich immer in der Küche gestanden und meiner Mutter beim Backen zugeschaut und später auch geholfen.”

Kadirhan Agac, 17 Jahre

Individuelle Berufsvorbereitung

Neben Kadirhan machen noch 13 weitere junge Menschen aktuell ihre Bäckerlehre im Kolping-Berufsbildungswerk. Die Ausbildung zum*r Bäcker*in ist eine von insgesamt 26 staatlich anerkannten Ausbildungen, die in der Kolping-Einrichtung angeboten werden.  Allen Azubis hier ist eines gemein: Sie haben einen besonderen Förderbedarf. Deswegen werden Sie von erfahrenen Ausbilder*innen, Sozialpädagog*innen und Psycholog*innen individuell begleitet und auf dem Weg in die Arbeitswelt vorbereitet. In Kooperation mit Betrieben und Unternehmen werden außerdem auch die Arbeitgeber*innen dabei unterstützt, junge Menschen mit Beeinträchtigungen einzustellen. 

Am liebsten würde Kadirhan nach seiner Ausbildung eine eigene Bäckerei mit Backwaren aus Deutschland und der Türkei aufmachen. Jetzt steht aber erstmal ein ganz besonderes Knäckebrot auf dem Lehrplan. Das Rezept für das Knäckebrot, das auch auf dem großen Jubiläumsfest des Kolpingwerkes Deutschland verteilt werden soll, wurde extra für dieses Fest neu zusammenstellt. “Gemeinsam mit den Azubis. Die konnten ihre Ideen auch miteinfließen lassen”, sagt Ausbilder Egon Götte. 

  • Bäckerlehrling mit großer Teig-Maschine
  • Bäckerlehrling rollt Teig auf einem Backblech aus
  • Jemand bestreut einen Teig auf einem Backblech mit Kräutern und Saaten
  • In einer Bäckerei mit Bäcker*innen unscharf im Hintergrund, im Vordergrund kleine Häufchen Saaten, Kerne und Kräuter
  • Kleine Zutaten-Häufchen und eine Tüte mit gepackten Knäckebrot-Stücken
  • Ein kleiner Korb mit hellen und Körner-Brötchen

Kein Teig ist wie der andere

Die Azubis bekommen hier grundsätzlich viele Möglichkeiten sich auszuprobieren, können auch eigene Rezepte von zu Hause mitbringen, die in der Bäckerei nachgebacken werden. "Natürlich lernen sie aber auch alles andere, was sie für das Bäckerhandwerk brauchen", erklärt der Ausbilder. In erster Linie heißt das, zu lernen mit allen Sinnen zu arbeiten. "Die Azubis müssen den Teig lesen lernen, denn kein Teig ist wie der andere. Das ist wie die Kür beim Eiskunstlaufen. Das macht den Beruf auch so abwechslungsreich", sagt Götte. 

Zurück zum Knäckebrot. Unter den wachsamen Augen von Ausbilderin Anna-Lena Lohoff rollt Kadirhan den Teig aus, bis er die richtige Dicke hat. Dann bestreicht er ihn mit einer Würzpaste und streut anschließend eine Kernmischung darüber. Auch hierbei gilt wieder derselbe Lehrsatz: den Teig beobachten! Wann ist er dick genug? Wo fehlt es noch an Paste oder Kernen? Wenn alles passt, dann geht’s ab in den Ofen. Nach ca. 60 Minuten ist das Knäckebrot fertig. Kadirhan begutachtet sein Werk. “Sieht gut aus”, sagt er und beißt hinein. “Und schmecken tut’s auch!” 

Das Knäckebrot wird natürlich auch beim Jubiläumsfest in Köln mit am Start sein. Da freuen sich die Azubis besonders drauf, denn beim Fest wird das Kolping-Berufsbildungswerk Brakel einen eigenen Tisch beim Orange Table in der Kölner Innenstadt haben und dort ihr Knäckebrot präsentieren. Wer bis dahin nicht warten will, kann das Kolping Knäckebrot aber auch ganz einfach zu Hause nachbacken.

Für Kadirhan Agac ist das Beste an seinem Handwerk

“Die gute Stimmung in der Backstube, die netten Ausbilder und einfach das Backen selbst.”

Bäckerlehrlinge schneiden den Knäckebrotteig in kleine Stücke
Bäcker*in

Gewerkegruppe: Lebensmittelgewerbe

Interessensbereich: Ernährung / Lebensmittel; Verkauf / Beratung

Dauer der Ausbildung: 3 Jahre

Vergütung (Brutto):
ca. 930 € im 1. Lehrjahr*
ca. 1.155 € im 3. Lehrjahr*
Einstiegsgehalt (Brutto): ca. 2.351 €
Gehalt als Meister* (Brutto): ca. 4.642 €

Voraussetzung: Hauptschulabschluss (Berufsreife) oder Realschulabschluss (Mittlere Reife) oder Abitur oder Fachabitur

Das Kolping-Berufsbildungswerk Brakel begleitet und fördert Jugendliche und junge Erwachsene mit verschiedenen Beeinträchtigungen und bildet in aktuell 26 staatlich anerkannten Berufen aus.
Mehr Infos hier

Handwerk in Zahlen

363.000 junge Menschen lernen in Deutschland gerade ein Handwerk. Jedes Jahr kommen rund 140.000 neue hinzu. Denn Handwerk hat viel zu bieten: gute Verdienstmöglichkeiten, Fachkräfte sind gefragt wie nie. Hammer und Hobel gehören auch heute noch in den Werkzeugkasten, doch längst werden in den Gewerken öfter Laptop und Laser gezückt, als der Zollstock.

Rezept Knäckebrot
Bäckerlehrlinge mit Backschüsseln, die im Vordergrund zu erkennen sind
  • Roggenvollkornschrot, mittel: 50 g
  • Sonnenblumenkerne: 50 g
  • Leinsamsaat, braun: 50 g
  • Wasser: 150 g

Die Körner in eine Schüssel geben und gut vermischen, das Wasser (30°C) dazugeben und alles mit der Hand oder einem stabilen Schneebesen gut miteinander vermengen.
Stehzeit: mind. 3 Stunden, am besten über Nacht.

  • Weizenmehl, Type 550: 450 g
  • Roggenmehl, Typoe 1150: 50 g
  • Salz: 10 g
  • Brötchenbackmittel: 20 g
  • Hefe: 20 g
  • Quellstück: 300 g
  • Wasser, kalt: 250 g
  • Gesamtteil: 1.100 g

Alle Zutaten in einer Knetmaschine miteinander verkneten.

Knetzeit: 5 min langsam und 5-7 min schnell. Der Teig muss ausgeknetet sein,  damit er eine gute Dehnbarkeit erreicht.
Teigtemperatur: 24-26°C, Temperatur des Wassers zur Teigbereitung dementsprechend anpassen.
Kurze Teigruhe von 5-10 min, dann den Teig in 3 Portionen à ca. 365 g einteilen, mit den Händen zu einem Rechteck formen und auf einer gemehlten Fläche ablegen. Teig für ca. 10-15 min abgedeckt ruhen lassen.

Jetzt mit Hilfe eines Nudelholzes den Teig auf einer bemehlten Fläche auf die Größe eines Backbleches ausrollen und auf die vorbereiteten gefetteten Backbleche legen. Teigmenge von 365 g bezieht sich auf die Blechgröße von ca. 42x32 cm. Anschließend den Teig mit der Paste bestreichen und am Besten mit einem Pizzaschneider oder einem Messer in die gewünschte Größe schneiden. Jetzt die Dekormischung aufstreuen und die Saaten gut andrücken.

Die Paste nach eigener Geschmacksvorstellung herstellen. Unsere Paste besteht aus: Sonnenblumenöl, Pfeffer und Salz.
 

Knäckebrot in kleinen Stücken
  • Kürbiskerne: 100 g
  • Sonnenblumenkerne: 100 g
  • Sesam: 100 g
  • Leinsamensaat, braun: 50 g

Ruhezeit: ca. 30-45 min, je nach Teig- und Raumtemperatur.
Backtemperatur: ca. 150°C
Backzeit: ca. 45 min, nach 25 min die Ofenklappe einen kleinen Spalt öffnen.

Feuerfeste Schüssel mit etwas Wasser in den Ofen stellen, um Wasserdampf zu erzeugen. Backtemperatur und Backzeit sind dabei abhängig vom Ofentyp. Das fertige Knäckebrot darf nach dem Backen noch etwas weich sein, sollte nach dem Auskühlen aber knacken. Falls das nicht der Fall ist, muss die Backzeit angepasst werden. Am nächsten Tag das Knäckebrot abpacken und der Genuss kann beginnen.

Allergene: Gluten, Sesam

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