Sinnhaftigkeit im Engagement

Maria Adams, neue Geistliche Leiterin, schildert sie, wie sie den Verband wahrnimmt, wie sie ihre Aufgabe versteht und was ihr KOLPING bedeutet.

Geistliche Leiterin

Maria Adams

Ein vielversprechender Start mit Blumen und einem herzlichen Willkommen der Bundesvorsitzenden Ursula Groden-Kranich beim Bundeshauptausschuss in Trier.

Ab jetzt und hier … Lernen und Kennenlernen

Im November 2024 durfte ich mit einem unglaublich starken Wahlergebnis die Nachfolge von Rosalia Walter antreten, die das Amt der Geistlichen Leiterin als Pionierin auf Bundesebene im Kolpingwerk nachhaltig geprägt hat. Nicht nur sie, auch die Delegierten des Bundeshauptausschusses ermutigten mich, als Neuling in der Kolpingwelt die pastorale Begleitung von Gremien, Gruppen und Einzelnen im Verband zu wagen. Das heißt jetzt für mich, sich aufmachen, und das in zweierlei Hinsicht: Zum einen den Bundesverband und seine Gliederungen aufmerksam zu begleiten, hin zum Jubiläum, in die nächste Bundesversammlung hinein, so Gott und die Delegierten wollen, auch weiter. Zum anderen die Diözesanverbände und ihre Menschen wahrzunehmen, zu erfahren, wie sie KOLPING leben, all diese spannenden Facetten, wie KOLPING sein kann, kennenzulernen und zu erfahren: Wie kann ich Euch unterstützen?

Ich bereite mich vor …

Wegaufgabe und Chance: Dabei denke, lese und spüre ich mich hinein, wie Adolph Kolping sein Werk verstanden hat, und wie konkrete Menschen es heute umsetzen, die Impulse Kolpings im dritten Jahrtausend zu leben. Als Neue kann, muss und darf ich viel fragen, infrage stellen, bestärken und weiterentwickeln. Dabei trage ich meine Begeisterung nach außen, in die Teile von Gesellschaft und Kirche, denen KOLPING unbekannt oder zumindest fremd ist und vielleicht uninteressant oder unmodern vorkommt. Hier kann ich erste Überzeugungsarbeit leisten und Botschafterin sein. Das tue ich seit meiner Kandidatur, weil viele in meinem Umfeld wissen wollen, was ich bei KOLPING erlebe. Und das ist eine Menge: Gemeinschaft. Sinnhaftigkeit im Engagement. Gelebte Demokratie in Kirche. Lebendige Kirche. Kolping ist handlungsfähig und wirkmächtig an allen Orten, wo Kolping gelebt wird, deutschlandweit und international.  

 

Geistliche Leiterin Maria Adams an einem Pult mit Mikrophon

“Die Gesellschaft, die vielfältiger, uneinheitlicher geworden ist, kann bei uns im Verband Beheimatung und Sinnhaftigkeit finden.”


Maria Adams (61) hat fast 40 Jahre als Seelsorgerin gewirkt, in Gemeinden, Krankenhäusern und Hospiz, und zuletzt als Seelsorgerin für die Mitarbeitenden bei der Stiftung der Cellitinnen, in 24 Seniorenhäusern in NRW und Rheinland-Pfalz. Seit November 2024 ist die gebürtige Kölnerin Geistliche Leiterin im Bundesverband.

Maria Adams

Meine Spiritualität erweitert sich …

Das Vorbild Adolph Kolpings im Gottvertrauen und im steten Blick auf das Leben Jesu beeindruckt mich tief, und ist in diesen unsicheren Zeiten nötiger denn je: Wer trägt uns? Wer lehrt uns die Liebe zu den anderen, zu Gott und sich selbst als eine wichtige Maxime, damit wir gemeinschaftsfähig bleiben? Dazu gehört die intensive und stete Hinwendung zu Menschen, wo immer sie Halt und Unterstützung brauchen, damit sie wachsen können. Mir hat das Kölner Kolpinghaus meiner Kindheit als offener gastfreundlicher Raum gutgetan. Der Jugendlichen, die ich war, die ein Zuhause und Orientierung brauchte, gaben Christen aus meiner Gemeinde das, auch im Geiste Kolpings. Heute gebe ich das gerne mit Dankbarkeit zurück. Was ich als spirituellen Motor erlebe, ist die enorme Tatkraft Kolpings, mit der er sich einsetzte, vernetzte und baute, in seiner Zeit ein unglaublicher Influencer für junge Menschen, und für einen sozialen Stand, der keine Lobby hatte.
 

Als Frau in der Kirche und bei Kolping …

Die Idee der Communio, der Gemeinschaft von aktiven engagierten Christen, ist nicht neu, und ein bedeutendes soziales Moment unseres Verbandes. Jede und jeder, der sich bei Kolping engagiert, nimmt echte Mitverantwortung wahr. Da ist jede und jeder wichtig, Frauen wie Männer, und Frauen füllen bei Kolping viel selbstverständlicher als in der verfassten Kirche Führungspositionen aus. 

Die Beendigung der Diskriminierung von Frauen in der katholischen Kirche werde ich nicht mehr erleben. Ich verschwende keine Energie mehr, gegen Mauern anzukämpfen. Woran ich arbeite, und das seit vielen Berufsjahren, ist die Befähigung und Ermutigung von Frauen, ihren Weg als geistliche Kräfte in der Kirche zu gehen, gefragt oder ungefragt mutiger aufzutreten, kraftvoll und standhaft vorzuleben. Wenn wir nach oben hin immer fragen, führt das zu dem altgewohnten Muster von “darfst Du – Darfst du nicht” oder im schlimmsten Sinne zur Definierung von Frauen durch klerikale Männer: Mutter und Heilige, dazwischen nichts. Doch die eigene Art und Weise, wie Frauen Spiritualität leben, Theologie verstehen und Bibel auslegen, hat eine kraftvolle, wegweisende Qualität, der im Leben von Gemeinden und Verbänden Raum gehört. Da ist noch viel zu tun, vor allem im Selbstverständnis auf beiden Seiten der Geschlechter. 

Bundespräses Hans-Joachim Wahl und ich haben uns in der engen Zusammenarbeit auf das Tandem-Modell verständigt: Beide strampeln, beide lenken, beide sorgen für das Gleichgewicht auf dem Fahrrad, beide kommen definitiv weiter. Ziele erreichen wir gemeinsam. Das funktioniert. Der Gottesdienst im Trierer Dom bei der Bundeshauptversammlung hat mich sehr berührt: die spürbare, wohlwollende und selbstverständliche Kollegialität der mitfeiernden Präsides und Geistlichen Leitungen, des Bundesvorstandes und aller Delegierten. Für diese herzliche Aufnahme bin ich zutiefst dankbar. Das trägt mich.

Ich erlebe Vielfalt …

Kolping ist ein starker Verband mit einer unglaublichen Bandbreite von Aktivitäten, Möglichkeiten und auch Meinungen, und darf sich diesem breiten Spektrum in stärkerem Maße bewusst werden. Die Gesellschaft, die vielfältiger, uneinheitlicher geworden ist, kann bei uns im Verband Beheimatung und Sinnhaftigkeit finden – wenn wir die Türen unserer Kolpingsfamilien, unserer Familienferienstätten und Bildungseinrichtungen, unserer Veranstaltungen bewusster öffnen für Menschen, die suchen und die in der bestehenden Kirche kein Zuhause mehr gefunden haben. Wenn wir die Bandbreite an Lebensentwürfen zulassen, wenn wir Meinungsvielfalt als Chance sehen und nicht als Abweichung von einer überlieferten Norm. Wenn wir mit der Glaubenskraft Anderer wachsen.

Wir sehen uns … beim Jubiläum

Für mich ist es großartig, als neue Geistliche Leitung im Kolpingwerk Deutschland schon im Mai beim Jubiläum eine breite Möglichkeit zur Begegnung mit Kolpingern und Nicht-Kolpingern in meiner Heimatstadt Köln zu haben. Gerne möchte ich als Botschafterin für unseren Verband wirken. Ich freue mich, Dich und Sie und Euch persönlich kennenzulernen, unseren Glauben und unseren Verband zu feiern und einander zu bestärken, dass wir mit Mut weiter gehen werden. 

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